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Ruine Albeck

Sulz am Neckar im Landkreis Rottweil, Baden-Württemberg

Information aus Burgen des Deutschen Mittelalters [1]

Grafen von Sulz werden schon 1095 genannt. Die hoch über der Vorburg liegende Kernburg mit dem für Höhenburgen ungewöhnlichen quadratischen Grundriss stammt von 1240, die Ringmauer des Kerns ist 2,0 m, die der Vorburg 1,5 m stark.

Grundriss in: Archiv der Deutschen Burgenvereinigung

Grundriss

[1] Friedrich-Wilhelm Krahe - Burgen des Deutschen Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Seite 57.

Burgansichten

Zeichnung 1400 Silberstiftzeichnung der Burg Albeck aus dem Skizzenbuch Hans Baldung Griens (1480-1545), einem Schüler Albrecht Dürers. Nachzeichnung von Paul Kälberer nach dem Original im Museum Boyman in Rotterdam

Zeichnung 1500 Rekonstruktionszeichnung der Burg Albeck um 1500 von K.A. Koch, um 1900

Zeichnung 1600 Rekonstruktionszeichnung der Burg Albeck um 1600 von K.A. Koch, um 1900

Steinmetzzeichen im Mauerwerk der Ruine

Steinmetz-Zeichen

Die Zeichen sind auffallend dicht im Gemäuer bei einander angebracht. Sie wurden nachträglich mit gelber Farbe gefüllt, damit sie besser sichtbar sind. Etliche Zeichen wiederholen sich.

Informationen von der Denkmaltafel an der Ruine

Burgruine Albeck: Sitz der Grafen von Sulz, Bauzeit Mitte des 13. Jahrhunderts Da die heute von einem großen Steinhaus geprägte Anlage vermutlich eine Schildmauer besaß, ist das Fehlen eines Burgfrieds nicht ungewöhnlich.

Informationen den Tafeln auf dem Historischen Pfad

Die Burgruine Albeck in Sulz a.N., 549 mü. NN. auf einem Bergsporn südlich der Stadt gelegen, ist eine der am besten erhaltenen Burgen am oberen Neckar.

„[...] Der Bergast, auf dem diese Burg zur rechten Seite des Neckarthales thront, hat eine Höhe von etwa 800 Fuß über den Spiegel des Flusses, und von seinem Rücken genießt man eine stille freundliche Aussicht in das Nekarthal [...].“

Aus: Friedrich August Köhler, Sulz am Neckar. Beschreibung und Geschichte der Stadt und ihres Oberamts-Bezirks. Erstes Bändchen. Sulz am Neckar 1835, S. 156

Um die wechselvolle Geschichte der Burg von ihren Anfängen bis heute dem interessierten Besucher nahe zu bringen, hat der Rotary Club Horb einen Geschichtslehrpfad auf den Weg gebracht. Mit Unterstützung der Stadt Sulz und dem Förderverein Ruine Albeck e. V. führen sieben thematisch aufeinander aufbauende Tafeln vom Tal durch den Wald bis zur Burgruine.

Anhand von Zitaten des Heimatforschers und Pfarrers Friedrich August Köhler (1768-1844), ergänzt mit knappen historischen Fakten, wird der Besucher durch die Jahrhunderte geführt. Für die an zusätzlichen Informationen interessierten und für fremdsprachige Gäste ist an jeder Tafel ein QR-Code angebracht, der mit einem QR-tauglichen Mobiltelefon abgescannt werden kann.

Auf dem Bergsporn angekommen, erwartet den Wanderer ein majestätischer Blick in das Neckartal und auf die Stadt Sulz, ein Grillplatz mit Sitzgruppe lädt zum Verweilen ein. Der Fußweg an allen Tafeln entlang dauert ca. 40 Minuten.

Die Grafen von Sulz

Im Jahr 1092 wird in einer Urkunde der Name Alewicus - comes de Sulzo (Graf von Sulz) genannt. Dieses Adelsgeschlecht siedelt vermutlich im 8. bis 10. Jahrhundert aus Franken an den oberen Neckar über. Graf Alewicus gilt als Gründer und Namensgeber des Vorgängerbaus der Burg Albeck.

So schreibt Pfarrer Köhler:

“[...] Albeck, noch in einer Urkunde vom Jahre 1517 Alweka genannt, ist soviel als Alwiesburg, und hat wahrscheinlich seinen Namen von dem Gaugrafen erhalten, der diese schon von den Römern erbaute, von den Alemannen aber zerstörte Burg wieder neu aufbauen ließ. [...]"

Aus: Friedrich August Köhler, Sulz am Neckar. Beschreibung und Geschichte der Stadt und ihres Oberamts-Bezirks. Erstes Bändchen. Sulz am Neckar 1835, S. 155

Der Anlage fehlt der für das 11./12. Jahrhundert typische Bergfried (Wehrturm). Dennoch genügt sie mit dem starken Mauerring und aufgrund der günstigen Höhenlage den militärischen Anforderungen. Mit ihrem geräumigen Palas entspricht sie auch den gehobenen Wohnbedürfnissen des Adels.

Die Herren von Geroldseck

Wappen Geroldsecker Wappen Urslinger

Links Geroldseck aus dem Scheibler'schen Wappenbuch. Süddeutschland um 1450 bis zum 17. Jahrhundert. Rechts das Wappen der Urslinger.

Wappenschild Zeichnung der Familienwappen der Geroldsecker und Urslinger. Detail einer Grabplatte aus dem 14. Jahrhundert in Wittichen

Um 1270 kommt die Herrschaft Sulz an die Herren von Geroldseck. 1301 erhält Johann von Geroldseck nach einem Erbstreit die Burg, die 1347 wegen einer Verschwörung von den süddeutschen Reichsstädten belagert wird. 1361 heiratet Konrad von Geroldseck Anna von Urslingen. Anlässlich dieser Verbindung sind die zwei Familienwappen am Hauptwohngebäude angebracht worden.

„[...] Ueber dem andern Eingang befinden sich zwei Wappenschilde neben einander ausgehauen. Auf dem nördlichen, der der Geroldsecksche ist, steht ein seltsamer Helmbu(s)ch, von dem die Helmdecke am Schilde herabhängt. Der südliche ist der Urslingensche mit drei kleinen Schildchen. [...]“

Aus: Friedrich August Köhler, Sulz am Neckar. Beschreibung und Geschichte der Stadt und ihres Oberamts-Bezirks. Erstes Bändchen. Sulz am Neckar 1835, S. 159

Gefangennahme

Ausschnitt aus: Die Gefangennahme Graf Friedrichs von Zollern auf der Flucht durch Gräfin Henriette von Württemberg. Historienmalerei Neues Schloss Stuttgart von Joseph Anton Gegenbaur um 1850. Landesbildstelle Stuttgart

In diese Zeit fällt auch der Ausbau des geräumigen Palas (Hauptwohngebäude). 1420-22 belagert Gräfin Henriette von Württemberg mit 10.000 Mann die Burg. Auf Seiten der Geroldsecker leisten 60 Ritter unter dem Anführer Graf Friedrich von Zollern - genannt Öttinger — heftige Gegenwehr. 1423 kommt es endlich zum Friedensschluss.

Die Grafen von Württemberg

Die Geroldsecker geraten mehr und mehr in Schulden und finanzielle Abhängigkeit von den Grafen von Württemberg. Als Hans von Geroldseck seine Lehens- und Dienstpflicht Graf Ulrich von Württemberg gegenüber aufkündigt, rüstet sich Graf Eberhard im Bart für einen Angriff auf die Burg.

„[...] 1471 im November eroberte Graf Eberhard v. Wirtemberg die Burg Albeck durch einen nächtlichen Ueberfall, und so wurde sie durch List und das recht des Stärkeren nicht auf ganz ehrliche Weise Wirtembergisches Eigenthum. [...].“

Aus: Friedrich August Köhler, Sulz am Neckar. Beschreibung und Geschichte der Stadt und ihres Oberamts-Bezirks. Erstes Bändchen. Sulz am Neckar 1835, S. 166

Foto-Montage Fotomontage aus einer Ansichtskarte mit einer Burgbelagerung aus dem 15. Jahrhundert und der Rekonstruktionszeichnung der Albeck von K.A. Koch um 1900 - Montage: mück & beitler.

1471 belagert er mit 4000 Mann zu Fuß und 400 Berittenen mit 200 Wagen die Burg. Mit Groß-, Stein-, Haken- und Handbüchsen bewaffnet und mit sechs Wagen Brot und 14 Wagen Bauernwein versorgt, harren sie 18 Tage lang vor der Burg aus. Mit einer List gelingt es den Württembergern, Hans von Geroldseck und seine drei jüngsten Söhne gefangenzunehmen. Die beiden Ältesten können fliehen und verklagen Eberhard im Bart beim Kaiser Friedrich III. wegen Landfriedensbruchs.

Die Geroldsecker kommen wieder frei, müssen aber Burg und Herrschaft Sulz an die Württemberger abgeben. Mit dem Tod von Hans dem Älteren 1485 findet die Herrschaft der Geroldsecker auf der Burg vorerst ihr Ende.

Albeck im 30-jährigen Krieg

Während des Dreißigjährigen Kriegs wechseln sich die Besatzungen von schwedischen, bayerischen und weimarschen Truppen auf der Albeck ab. Auch der berühmte Verteidiger des Hohentwiel, Kommandant Konrad Widerholt, bemächtigt sich 1641 der Burg.

Konrad Widerholt Porträt des Konrad Widerholt (1598-1667)

Köhler beschreibt die Vorkehrungen zum Festungsausbau:

„[...] 1644 wurde auf Albeck an den Gebäuden und Festungswerken gebaut; durch Fröhner ließ der Kommandant 14 Tage lang alle Hecken und Gebüsche um die Burg her wegräumen, und 10 Jauchert (Feldmaß) schönen und jungen Wald niederhauen. [...].“

Zeichnung Plan der Burg Albeck, gezeichnet von Geiger am 6. Dezember 1675 Titel: „Die Uhralte Hauß Albegk ligt im Wirtembergerland am Schwartzwald bey dem Stättlein Sultz wo man das Saltz macht“.

„[...] Bei der im Julius [1647] allgemeinen Furcht vor einem Einfall der rebellischen Weimarschen Regimenter erbot sich der Commandant, die Einwohner von Siegmarswangen jederzeit in die Burg einzulassen. Schon im Februar war die Besatzung um 3 Mann verstärkt und die Burg mit Lebensmitteln auf den Fall einer Belagerung versehen worden, [...].“

Aus: Friedrich August Köhler, Sulz am Neckar. Beschreibung und Geschichte der Stadt und ihres Oberamts-Bezirks. Erstes Bändchen. Sulz am Neckar 1835, S. 171f.

Nach Kriegsende wird die Burg 1649 den ehemaligen württembergischen Besitzern feierlich zurückgegeben.

Mit dem Pfälzer Erbfolgekrieg von 1688 kommt das Ende der Albeck als Wehr- und Festungsanlage. Die Franzosen nehmen die Burg ein und zerstören sie durch Feuer und Sprengungen.

Die Nutzung der Burg ab dem 18. Jahrhundert

Anfang des 18. Jahrhunderts bekommt die Burg einen neuen Besitzer, wie Pfarrer Köhler vermerkt:

„[...] 1710 wurden mit Marschallkenzimmern auch Albeck und der Pachthof Burgösch dem geheimen Rath und Oberhofmeister Grafen Friedrich Wilhelm v. Grävenitz zu einem Afterlehen gegeben. Auf diese Weise kam die Burg, welche von alten Zeiten her zur Kellerei Sulz als Kammergut gehört hatte, in die Schloss-Verwaltung Marschallkenzimmern. [...]“

Aus: Friedrich August Köhler, Sulz am Neckar. Beschreibung und Geschichte der Stadt und ihres Oberamts-Bezirks. Erstes Bändchen. Sulz am Neckar 1835, S. 177

Nach dem Stadtbrand von 1794 wird die Burg als Steinbruch zum Wiederaufbau der Stadt genutzt.

„[...] Nach dem zerstörenden Brande der Stadt Sulz im Jahr 1794 fiengen mehrere Bürger an, Steine für den Wiederaufbau ihrer Wohnungen von den Ruinen abzureihen, es wurde ihnen aber bald niedergelegt, und dieser Achtung des damaligen Oberbeamten für Denkmale der Vorzeit haben wir es zu verdanken, daß Albeck bei dem damals großen Bedarf von Baumaterialien nicht ganz vernichtet wurde. [...]“.

Aus: Friedrich August Köhler, Sulz am Neckar. Beschreibung und Geschichte der Stadt und ihres Oberamts-Bezirks. Erstes Bändchen. Sulz am Neckar 1835, S. 178 f.

Im 19./20. Jahrhundert wechselt die Burg mehrfach ihre Besitzer: 1832 geht sie für 53.100 Gulden an zwei Bauern, 1865 an die Hofdomänenkammer Württembergs und schließlich 1969 für 5.000 DM an privat.

Geo-Koordinaten

Ruine Albeck

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